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25. 04. 2008 Paul Emmering im Interview
Mit zwölf Jahren E-Hockey-Spieler, mit 13 Jahren Nationalspieler, mit 20 Jahren Deutscher Meister – das sind die Meilensteine in der bisherigen Karriere des Paul Emmering (Torpedo Ladenburg). Für ballbusters.de gab der 21-Jährige ein Exklusiv-Interview und sprach dabei über die Klassifizierung, die Nationalmannschaft und die Faszination E-Hockey.

BALLBUSTERS.DE: Herr Emmering, vervollständigen Sie doch zu Beginn bitte folgenden Satz: „Ein echter E-Hockey-Star …“
PAUL EMMERING: ...würde nie von sich selbst behaupten, dass er ein Star ist!

BALLBUSTERS.DE: Sie sind nun seit mehr als zehn Jahren im E-Hockey aktiv. Wie haben Sie diesen Sport kennen gelernt und was ist es, das Sie so daran fasziniert?
PAUL EMMERING: Kennen gelernt habe ich E-Hockey, als ich noch in Ludwigshafen in die Schule ging. Da ich schon immer sehr sportinteressiert war, wurde ich damals von den Rolli-Teufeln zum Training eingeladen. Es dauerte auch nicht lange, bis ich in den E-Hockey-Bann gezogen wurde, und als dann die ersten Turniere stattfanden, kam ich nicht mehr davon los.
Früher war ich vor allem von Toren fasziniert und wollte am liebsten viele selbst schießen (lacht). Heute schieße ich zwar auch gerne Tore, aber das Spiel an sich fasziniert mich viel mehr. Es ist kaum zu glauben, wie entlastend und wichtig ein Blocker für einen Handschlägerspieler sein kann, wenn er seine Arbeit gut macht. Das sind Dinge, die mich viel mehr begeistern.

BALLBUSTERS.DE: Gibt es auch etwas, das Ihnen nicht so gefällt und das man ändern sollte?
PAUL EMMERING: Die Klassifizierung, die eingeführt wurde, finde ich an sich sehr positiv. Nur kritisiere ich, dass einige Spieler einfach in eine Schublade gesteckt werden und automatisch höher beziehungsweise niedriger eingestuft werden. Da wird mir zuviel nach Leistung beurteilt und einige bedenken nicht, dass man mit einem guten E-Rolli und etwas Talent wahnsinnig viel raus holen kann. Das hat nicht immer nur mit körperlicher Kraft zu tun. Dabei denke ich nicht nur unbedingt an mich, sondern es gibt einige Beispiele, die man bei der Klassifizierung meiner Meinung nach nicht korrekt beurteilt hat.

BALLBUSTERS.DE: Die Klassifizierung berücksichtigt doch auch nicht nur Muskelkraft. Finden Sie nicht, dass die anderen Klassifizierungskriterien, wie Aktionsradius oder Blickfeld, ebenfalls entscheidende Faktoren sind und richtig beurteilt werden?
PAUL EMMERING: Ich finde es auch absolut richtig, dass nicht nur die Muskelkraft berücksichtigt wird sondern auch solche Dinge wie zum Beispiel Aktionsradius. Nur sollte man auch bedenken, dass man mit einem guten Rollstuhl Defizite im Aktionsradius wie auch im Blickfeld kompensieren kann. Mit dem besten Rolli, den es momentan fürs E-Hockey gibt, dem Turbo Twist, kann man alleine durch seine Wendigkeit einiges kompensieren. Wenn jemand diesen Rollstuhl beherrscht, hat man nur wenige Chancen, ihn aufzuhalten. Aber nur weil man solch einen Rollstuhl fährt, darf man doch den Spieler nicht höher einstufen. Grundsätzlich finde ich einfach, dass man Talent nicht mit körperlicher Voraussetzung verwechseln darf. Entscheidend für die Klassifizierung sollten alleine die körperlichen Voraussetzungen sein und nicht was Derjenige daraus macht!

BALLBUSTERS.DE: Welche weiteren Dinge im E-Hockey missfallen Ihnen?
PAUL EMMERING: Meiner Meinung nach haben wir ein riesiges Schiedsrichter-Problem in Deutschland! Durch mangelnde Ausbildung gibt es sogar in der höchsten Spielklasse teilweise katastrophale Entscheidungen. Zum Glück wird dieses Problem ja schon in Angriff genommen.
Weiterhin fällt mir da auch das mangelnde Zuschauerinteresse ein. Es ist einfach schade, dass es kaum jemanden gibt, der sich diese geniale Sportart ansehen möchte.

BALLBUSTERS.DE: Wie könnte man diese Punkte denn ändern?
PAUL EMMERING: Das Klassifizierungsproblem würde man wohl nur mit neutralen Beurteilern beheben können, die nicht noch in anderen Funktionen tätig sind. Dies ist wohl eher ein utopischer Gedanke, aber langfristig sicher mal eine Überlegung wert.
Das Schiedsrichterproblem wird ja, wie schon angesprochen, in Angriff genommen und ich erhoffe mir davon, dass man diese Lehrgänge irgendwann so einbaut, dass sie regelmäßig stattfinden können.
Mit der geringen Zuschauerresonanz sollte man sich vielleicht mal am Rollstuhlbasketball ein Beispiel nehmen. Die haben es ja auch geschafft, dass bei Top-Spielen der 1. Bundesliga teilweise 1300 Zuschauer in die Halle kommen.

BALLBUSTERS.DE: Welcher Moment oder welches Ereignis in Ihrer bisherigen Karriere ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
PAUL EMMERING: Da gibt es so einige! Die Deutsche Meisterschaft mit Torpedo Ladenburg würde ich sicher als ein Highlight bezeichnen. Aber auch die WM in Helsinki oder die EM in Rom, die ich mit der Nationalmannschaft als Vize-Weltmeister und Vize-Europameister abgeschlossen habe, werde ich ewig in Erinnerung behalten. Als persönliches Highlight fällt mir da auch ein, als ich vom damaligen Bundestrainer Christian Klein zur Nationalmannschaft eingeladen wurde. Da war ich 13 und konnte es kaum glauben, dass ich mit den besten Spielern in Deutschland trainieren durfte.

BALLBUSTERS.DE: Natürlich gibt es in jeder Karriere auch Rückschläge und Niederlagen. Wie gehen Sie mit Niederlagen um?
PAUL EMMERING: Na ja, mit Niederlagen kann ich, denke ich, eher schlecht umgehen. Ich beziehe sie immer sehr stark auf mich und sehe erst mal, dass meine Leistung nicht zum Sieg gereicht hat. Meistens muss ich dann erst mal eine Zigarette rauchen und will eher alleine sein. Wenn diese Phase abgeschlossen ist, versuche ich sachlich alles zu analysieren und es beim nächsten Mal besser zu machen.

BALLBUSTERS.DE: Nun, das scheint ja zu funktionieren. Denn mit Torpedo Ladenburg mussten Sie vergleichsweise wenige Niederlagen einstecken und konnten 2007 sogar den wichtigsten Titel im deutschen E-Hockey, die Deutsche Meisterschaft, erobern. Welches Ziel haben Sie sich denn jetzt gesetzt?
PAUL EMMERING: Mein größter Wunsch wäre sicherlich, einmal die holländische Nationalmannschaft zu schlagen und einmal den Weltmeisterpokal in die Höhe stemmen zu können. Mit Torpedo Ladenburg würde ich auch gern mal De Pont Rotterdam, das beste Team der Welt, schlagen.

BALLBUSTERS.DE: Sie haben vorhin die großen Momente angesprochen, die Sie mit der Nationalmannschaft erleben durften. Welche Bedeutung hat es für Sie, zum erlesenen Kreis der Nationalspieler zu zählen?
PAUL EMMERING: Für mich ist dies, seit ich das erste Mal dabei war, immer eine riesige Ehre. Außerdem macht es sehr viel Spaß, bei einem internationalen Turnier, wie der WM oder EM, dabei zu sein. Das Niveau ist dort noch mal ein ganz anderes und die Schnelligkeit des Spiels ist um ein Vielfaches höher als in Deutschland.

BALLBUSTERS.DE: Wo sehen Sie Ihre Zukunft?
PAUL EMMERING: Sportlich gesehen möchte ich gerne mit Torpedo Ladenburg möglichst viele Titel holen. Dazu zählen neben der Deutschen Meisterschaft natürlich auch ruhmreiche Turniere, wie in Lohmen, München und Zürich. Nach meiner aktiven Zeit (das dauert hoffentlich noch etwas) könnte ich mir schon vorstellen, den Sport entweder als Trainer oder sonstiger Verantwortlicher weiter zu bringen.
Beruflich hoffe ich das Studium der Psychologie erfolgreich abzuschließen und irgendwann eine Praxis nur für E-Hockey Spieler aufmachen zu können (lacht). Nur Spaß!

BALLBUSTERS.DE: Na dann mal viel Erfolg dabei! Und Herzlichen Dank für das Interview!
PAUL EMMERING: Ich bedanke mich ebenfalls für das Interview und fühle mich natürlich geehrt, da ich auch ein Stammgast auf ballbusters.de bin. Gerade die Interviews lese ich immer sehr interessiert. Ich wünsche den Ballbusters für die Zukunft weiterhin Erfolg und dass die Tendenz weiterhin so aufsteigend ist wie momentan.
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